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Exkursion nach Rumänien (Donaudelta und Karpaten) im Mai 2011


1. Tag: Bukarest - Calarasi


Foto: K. Siems, Feldrohrsänger, 13.05.2011

Am 11.05.2009 ging es von Berlin Schönefeld mit Germanwings nach Bukarest - Baneasa, wo wir unseren Mietwagen, einen Renault Traffic (das perfekte Auto für eine Campingtour mit 5 Personen), nach einigen Schwierigkeiten (wir fanden das winzige Europcar-Büro, das sich originellerweise im check-in-Bereich befindet, nicht auf Anhieb) in Empfang nahmen. Zwischenstopps an einigen kleinen Gewässern gaben einen kleinen Vorgeschmack auf die Artenvielfalt und Zahl der Vögel, die uns noch erwartete. Zwergdommeln, Moorenten und hunderte Weißbartseeschwalben sieht man in Brandenburg nicht alle Tage. Die erste Nacht zelteten wir an einem Nebenarm der Donau.

2. Tag: Calarasi - Dobrudscha

Am nächsten Tag ging es vorbei an sehr vielen Storchennestern weiter Richtung Schwarzes Meer. Wir verpassten die Gelegenheit bei Constanta die Schwarzmeerküste anzusteuern (vielleicht hätte man dort baden können, zwischen Navodarin und Donaudelta gibt es keinen Zugang zur Küste - wie ein Blick auf die Karte schon vermuten lässt), aber wir freuten uns über unseren erten Pelikan. Erster wichtiger Punkt laut diverser Internetberichte waren die Lagunen um Histria. Zufällig trafen wir eine Gruppe Ornithologen, die von Eugen Petrescu geführt wurde. Eugen war uns vom Namen schon bekannt, da er in vielen Reiseberichten auftaucht. Neben vielen Tipps und der Vermittlung der Tour durchs Donaudelta zeigte er uns den Feldrohrsänger, der ausgiebig am Rande der Schilfflächen sang. Nächstes Ziel war der Triel. Eugens Tipp: Ein paar Kilometer weiter nördlich in den etwas trockneren Gebieten an den Ruinen von Histria soll er zu finden sein. Und tatsächlich sehen wir den Triel auf einer Fahrspur. Wir steigen aus, er sieht uns auch und drückt sich fast unsichtbar zu Boden. Wenn wir ihn nicht vorher gesehen hätte, hätten wir keine Chance gehabt, ihn dort zu entdecken. Mit Rotkehlpieper und Steppenweihe hatte Histria noch zwei weitere Überraschungen für uns zu bieten.

3. Tag: Babadag Forest

Nach den vielen Wat- und Wasservögeln waren am nächsten Tag Greifvögel in den Wäldern von Babadag das Ziel. Wir hielten an einem verfallenen Agargebäude um - allerdings vergeblich - einen Steinkauz aufzuspüren. Zu unserer großen Überraschung rief ein Wachtelkönig auf der uns eher trocken erscheinenden Wiese. Bei einem Stopp an einer der häufigen Bienenfresserkolonien überraschte uns eine prächtige Smaradgeidechse. Zwischen Horia und Luncavita hielten wir nach Greifvögeln Ausschau, sahen aber nur Wespenbussarde und Falkenbussarde. Trotz vieler überfahrener Schlangen (Ringelnattern und Schlingnattern) lässt sich kein Schlangenadler blicken. Im schönen Eichenmischwald fanden wir neben Unmengen blühendem Bärlauch u.a. Zwergschnäpper und Halsbandschnäpper. Ein aufziehendes Gewitter zwang uns etwas zur Eile, die Straße von Niculitel Richtung Süden ließ aber keine Eile zu. Um uns von den Schlaglöchern zu erholen und da es gerade aufgehört hatte zu regnen, hielten wir an - und kurze Zeit später flog ein verdächtig aussehender Greifvogel am Waldrand entlang. Schwarze Flügelspitzen bestätigen die Vermutung Kurzfangsperber. Kurze Zeit später sahen wir einen zweiten Vogel - möglicherweise ein Paar. Laut Eugen Petrescu sind ">95% der Sperber im Babadag Forest Kurzfangsperber". Keine Seltenheit hier also, aber für alle von uns fünf eine neue Art.

4. Tag: Bootstour im Donaudelta


Foto: K. Siems, Löffler, 13.05.2011

Am 14.05.2011 hatten wir auf Vermittlung von Eugen Petrescu über seinen Sohn eine Bootstour gebucht. Ein Boot mit Skipper den ganzen Tag für uns ganz alleine zum Preis von 25€ pro Person, die sich auf jeden Fall gelohnt haben. Höhepunkte der Tour waren neben dem Landschaftserlebnis Rotfußfalken in einer Saatkrähenkolonie, Löffler und Ibis, die wir nur auf dieser Tour im Delta sahen, und mehr als Tausend kreisende Pelikane. Wir zelteten bei Murighol an einem kleinen See mit zwei getrennten Möwenkolonien, einer mit Schwarzkopfmöwen und einer mit Steppenmöwen.

5. Tag: Donaudelta - Karpaten


Foto: K. Siems, Möwenkolonie, 15.05.2011

Der nächste Tag begann mit Beobachtungen der Möwenkolonie (u.a. mit brütenden Schwarzhalstauchern und Stelzenläufern). Weiter ging es mit einer abenteuerlichen Autotour über einen kleinen Feldweg, der dann auf einem Binnendeich entlang führte, Richtung des großen Binnensees Lacul Razim. Als wir schließlich kurz davor waren, versperrte uns ein 5m breiter Entwässerungsgraben den Weg zum Baden! Etwas frustriert ging es Richtung Osten, da wir heute noch bis zu den Karpaten kommen wollten. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, im Babadag Forest noch einmal nach Greifvögeln zu suchen, das musste aber wegen der fortgeschrittenen Zeit unterbleiben. Geben Abend erreichten wir die Ausläufer der Karpaten, sahen Alpensegler als untrügliches Zeichen, dass wir wirklich die Berge erreicht hatten, und zelteten auf einem Campingplatz am Stausee Lacul Seriu.

6. und 7. Tag: Karpaten (Nationalpark Piatra Craiului)


Foto: K. Siems, Weibchen des Mauerläufers, 16.05.2011

Am späten Vormittag kamen wir in Zarnesti an und wanderten nach einer Karte vom Karpatenwilli durch ein schönes Tal mit felsigen Steilwänden Richtung Berghütte Cabana Curmitura. An einem kleinen Bach mit einer Gedenktafel an ein verunglücktes Paar trafen wir auf einen ungewohnten Menschenauflauf, die offensichtlich auf etwas warteten. Ein kurzes Gespräch mit einem der Gruppe, der sich durch ein sehr großes Teleobjektiv auszeichnete, bestätigte die Vermutung: Ornithologen, die auf den Mauerläufer hofften - genau wie wir. Der Herr mit dem Teleobjektiv, der der Führer der Gruppe war, ahmte auf meine Frage, wie denn der Mauerläufer sänge, den Gesang nach, und spielte ihn dann noch von seinem Handy vor. Aber seiner Aussage nach, "singt der Mauerläufer selten und vor allem früher im Jahr", aber genau an der Stelle wo wir warteten, wurde er vor 2 Wochen gesehen und hat dort außerdem im vergangenen Jahr gebrütet. Plötzlich - ein Aufschrei aus der Gruppe - "Wallcreeper! Two of them!". Keine zehn Meter vor uns landen sie an der Felswand. Das Männchen singt ausgiebig und beide lassen sich lange sehr gut beobachten. Nach diesem tollen Erlebnis wandern wir noch durch einen tollen Urwald (wir halten leider vergeblich nach dem Weißrückenspecht Ausschau) und blühende Almwiesen (Sumpfdotterblumen und Buschwindröschen, aber auch kleinen blauen Enzian) zur Hütte Cabana Curmitura. Die Karpaten sind ein richtiges Hochgebirge mit schneebedeckten Gipfeln, Gemsen in den Felswänden und - zumindest hier im Nationalpark Piatra Craiului - sehr gut markierten und unterhaltenen Wanderwegen. Wegen eines am Abend aufziehenden Gewitters wird ausnahmsweise nicht gezeltet sondern in einer kleinen Pension in Zarnesti übernachtet.

Am vorletzten Tag liegen die Berge leider in Wolken. Wir fahren ein Stück Richtung Norden nach Sinca Nouia, biegen am Schild einer Forrelenzuchtanlage in das Tal nach links ab. Bären soll es hier geben, aber ohne Führung und tagsüber sehen wir natürlich keine. Immerhin werden wir durch großartige Bilder eines sehr nahen Schreiadlers entschädigt. Und wir sehen erstmals Neuntöter und Goldammer auf dieser Reise! An Draculas Burg vorbei geht es nachmittags Richtung Bukarest. Wir zelten die letzte Nacht auf einer Orchideenwiese (leider blühen sie noch nicht), stöbern in den Tümpeln Gelbbauchunken und Karpatenmolche auf. Einige von uns können noch einen Dreizehenspecht beobachten. Wie vernichten die letzten Bierreste und freuen uns auch etwas auf die Heimreise am nächsten Tag.

8. Tag: Karpaten - Bukarest

Da wir mittags am Flughafen sein müssen, bleibt auf dem Weg nur Zeit für einen kleinen Stop an einem unscheinbaren Gewässer kurz vor Bukarest. Zum Abschied sehen wir noch einen Schwarzstorch, der unmittelbarer neben einem arbeitenden Bagger landet. Während wir auf das leicht verspätete Flugzeug warten können wir ein überaus positives Resumeé mit insgesamt 194 Vogelarten ziehen.